Ende der 50er Jahre des 19. Jh. gehörte Mut dazu, sich zum Gedankengut von „Turnvater Jahn“ zu bekennen. Seine Anhänger wurden auch 1859 noch als Rebellen gegen die staatliche Ordnung angesehen. So war es sicher ein außergewöhnlicher Vorgang, dass sich 18 Bürger der Stadt Nidda am 16. März 1859 in der „Traube“ zur Gründung eines Turnvereins entschlossen. Es waren vor allem der Butzbacher Turner Christian Weickhardt und der damalige Bürgermeister von Nidda, August Reuning, die zur Gründung begeisterten. Diese beiden Männer kann man wohl als die eigentlichen Geburtshelfer des TV Nidda bezeichnen. Nach der Gründungsbegeisterung folgten nun die Zeiten des Aufbaues. Der Mühlenbesitzer Wilhelm Braun von der Krötenburg stellte eine Wiese als erstes Turn- und Übungsgelände zur Verfügung. Neben den Turnstunden fanden auch Singstunden statt. Am 29. Juni 1861 wurde die erste Vereinsfahne mit einem schwarz-rot-goldenen Wappenschild eingeweiht, womit die Verbundenheit zum Jahn’schen Gedankengut und der Revolution von 1848 zum Ausdruck kam. Der Kontakt mit den deutschen Turnern jenseits der deutschen Grenzen wurde gepflegt: im Mai 1865 wurde in Paris ein deutsches Turnfest veranstaltet, zu dem der Niddaer Verein seinen 1. Vorsitzenden schickte.
Die Schwierigkeiten in den 60er Jahren (Krieg zwischen Preußen und Österreich 1866, verstärkte Auswanderung nach Amerika) wurden bald überwunden. 1867 bildete der Turnverein eine freiwillige Feuerwehrabteilung, die auch offiziell in die Feuerwehr eingegliedert wurde. Während des Krieges 1870/71 entstand aus den Reihen der Turner eine Sanitätsabteilung für das Lazarett in Nidda. Durch die neuen Bahnverbindungen nahm der Besuch auswärtiger Turnveranstaltungen zu, ebenso die Teilnahme befreundeter Vereine bei Veranstaltungen in Nidda. 1879 konnte das 9. Gauturnfest, verbunden mit dem 28.Gauturntag, in Nidda stattfinden. 1882 wurde die erste Turnhalle in Gemeinschaftsarbeit erstellt. Von der Witterung unabhängig konnte jetzt das Geräteturnen neben dem volkstümlichen Turnen (Leichtathletik) eine bevorzugte Stellung einnehmen. Die ersten Erfolge stellten sich bei vielen auswärtigen Veranstaltungen ein. An- und Abturnen, Schauturnen, Turnerball, Turnerkränzchen, Maskenball und Wanderungen gehörten zum Vereinsleben, und der Turnverein nahm auch an Veranstaltungen und Feiern der anderen Niddaer Vereine regen Anteil. Bei der Einweihungsfeier der neuen Vereinsfahne am 21. Juni 1896 waren von den anderen Vereinen der gemischte Chor, die Feuerwehr, Gesang-, Krieger- und Radfahrverein im Festzug vertreten. Um die Jahrhundertwende wurde das Schulturnen eingeführt, die Turnhalle an die Volksschule und an die höhere Bürgerschule vermietet. 1905 wurde eine Gesangsabteilung gegründet. Auch die Betreuung der Turnvereine in der Nachbarschaft wurde nicht vernachlässigt.
Durch den 1. Weltkrieg wurde diese Aufwärtsentwicklung jäh unterbrochen. Hoch war der Verlust an gefallenen Turnbrüdern (31!). Nach dem Weltkrieg stand der TV Nidda vor einem Neubeginn. Ein bedeutendes Ereignis war 1920 die Bildung eine Damenriege. In dem kommenden Jahrzehnt nahm der Verein einen grandiosen Aufstieg, vor allem im Geräteturnen. Man bemühte sich mehr und mehr um die Leibesertüchtigung der Jugend. 1921 überreichten Turnerinnen eine neue Standarte. 1922 wurde eine Volkssturmabteilung (Leichtathletik) gegründet. 1925 wurde einstimmig der Bau einer neuen Turnhalle beschlossen, die dann 1926 dem 53. Gauturnfest des Gaues Hessen einen würdigen Rahmen gab. Die neue Turnhalle brachte neue Impulse für das turnerische Treiben, die Leichtathletik gewann mehr und mehr an Bedeutung. Handball-, Faustball- und Schwimmmeisterschaften entstanden. Eine Sanitätskolonne wurde neu gegründet. Von der beginnenden politischen Radikalisierung in Deutschland blieb der Verein zunächst noch verschont. Doch die Hauptversammlung am 20. Mai 1933 brachte eine einschneidende Veränderung für die kommenden Jahre: die sog. Gleichschaltung, die Einführung des Führerprinzips und die Einführung des Arierparagraphen, keine Wahl der Vereinsführung, die Ernennung erfolgte von oben. Das turnerische Leben lief zunächst normal weiter. Mit dem neu eingeweihten Freischwimmbad entstand eine aktive Schwimmabteilung. Nach 1933 drängten auch die Formationen der NSDAP (wie SA, HJ und BDM) in den Turnbetrieb. Die Vereinstätigkeit wurde dadurch immer mehr lahm gelegt. Durch den Beginn des 2. Weltkrieges kam sie ganz zum Erliegen, da die Turnhalle für die Lagerung von Getreide beschlagnahmt wurde.
Nach dem 2. Weltkrieg wurde die durch Lagerung schweren Materials stark beschädigte und von den Amerikanern belegte Turnhalle erst 1947 freigegeben. Im gleichen Jahr fand am 21. Juni die Neugründung des TV Nidda statt. Viele alte Turner stellten sich wieder zur Verfügung, die Heimatvertriebenen fanden im Verein eine neue Heimat und verhalfen dem TV Nidda zur neuen Blüte. Das Geräteturnen erlebte eine Renaissance, Handball- und Fußballabteilungen wurden neu gegründet. Neben der Schwimmabteilung bildete sich eine Ski- und Wanderabteilung. Die Leichtathletik nahm einen immer größeren Stellenwert ein. Starke Schüler- und Jugendabteilungen wurden herangebildet. Mit der 100-Jahrfeier 1959 konnte der Verein auf ein stolzes Jahrzehnt nach der Widergründung 1947 zurückblicken. Der Ehrentag war verbunden mit dem Hessenkampf der hessischen Kunstturnelite. Die finanziellen Belastungen des TV Nidda für die Sanierung der Turnhalle konnte vom Verein nicht übernommen werden. Somit wurde 1961 der schwerwiegende Beschluss gefasst, die Turnhalle an die Stadt zu übergeben. Der Turnbetrieb lief nach der Turnhallenübergabe mit einigen Einschränkungen gut weiter, doch der Mangel an Übungsleitern, besonders für das Geräteturnen, machte sich immer stärker bemerkbar. Dafür wurden die Abteilungen für Faustball und Handball aktiver. Nach dem Umbau der Turnhalle zum Bürgerhaus 1966/67 und mit dem Bau der Aschebahn (Ende der 60er Jahre) und der großen Sporthalle beim Gymnasium standen vorbildliche Übungsstätten zur Verfügung. Abteilungen für Prellball (1962/63), Judo (1969) und Volleyball (1975) wurden gegründet, die Schwimmabteilung 1979 neu gegründet. Die neue Sporthalle am Gymnasium wurde Heimstätte dann für die Basketballer und für die Badmintonspieler. Zudem haben sich Rehabilitation und Fitness haben in den letzten Jahren etabliert.
Dem Bereich Fitness u. Gesundheit gehören ca. 600 Vereinsmitglieder an, die sich regelmäßig in rund 35 Kursen sportlich betätigen. Im 2. Halbjahr 2005 wurde der Kursplan derart geändert, dass neue Trends im Fitnesssektor mit aufgenommen wurden. Es galt dabei, die Mischung aus Altbewährtem und Neuem zu finden, was offensichtlich gelungen ist. Das beweist der gute Besuch der Kurse, der bei durchschnittlich 15 – 45 Teilnehmer liegt. Dabei wurden vor allem die neuen Kurse Stepp-Airobic, Bauch-Beine-Po u. Pilates hervorragend angenommen. Das Angebot ist so ausgewogen, dass sowohl Ausdauer, Kräftigung und Elastizität der Muskulatur als auch die geistige Fitness trainiert werden. Auch das Training im Wasser (Aqua-Fitness) und an der frischen Luft (Walking, Nordic-Walking, Lauftreff) kommt nicht zu kurz. Dieses reichhaltige Angebot konnte natürlich nur mit Übungsleitern realisiert werden, die sie durch ständigen Besuch von Fortbildungskursen immer auf dem neuesten aktuellen Ausbildungsstand bringen. Sie besitzen allesamt die Lizenzen des LSBH, teilweise für Sport in der Prävention und Sport in der Rehabilitation, so dass der TVN die Auszeichnung für 3 verschieden GUT-Kurse erhielt, die von den Krankenkassen bezuschusst werden.